Für mich war der Eintritt in die Redaktion der COURAGE nicht gleichbedeutend mit dem Beginn eines neuen Lebens als Feministin. Immerhin war ich zu diesem Zeitpunkt bereits 40 Jahre alt, und auch die Courage war nicht mehr die Jüngste, nämlich bereits im 6. Jahr ihrer Existenz bei einer Lebenszeit von insgesamt 8 Jahren. Es war im Herbst 1982.
Direkt davor hatte ich bereits 5 Jahre in einem „feministischen“ Job gearbeitet: als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei den Politologen der Freien Universität (Otto-Suhr-Institut, kurz: OSI), wo ich laut Ausschreibung für Lehre und Forschung zum Fachgebiet „Frauenarbeit und Frauenbewegung“ zuständig war. Damit nicht genug, hatte die aktuelle Frauenbewegung mithilfe meiner Vorgängerin Ingrid Schmidt-Harzbach und der OSI-Frauengruppe nicht-universitäre Organisationsformen im Lehrbetrieb des OSI implantiert, wie es zur gleichen Zeit andere Feministinnen in anderen – v.a. geisteswissenschaftlichen – Uni-Instituten taten.
So bildeten sich zum „Plenum“ meines jeweiligen Hauptseminars von bis zu 300 Studentinnen im gesamten westlichen Stadtgebiet von Berlin Arbeitsgruppen, die an den Küchentischen ihrer Fauen-WGs themenbezogen oder/und als CR-Gruppen arbeiteten (Nach Wikipedia „ein gruppenanalytisches Format ohne formelle Leitungsstruktur, das eine Brücke zwischen sozialer bzw. ökonomischer und individueller Veränderung schafft. Das innovative, hochwirksame Format wurde Ende der 1960er Jahre von den New York Radical Women, einer frühen Frauenbefreiungsgruppe in New York City, entwickelt...“). Meine Stelle war keinem „Lehrstuhl“ zugeordnet, so dass ich keinem höheren Wesen Rechenschaft schuldig war. So kam es zwar dazu, dass ich nicht genug Zeit für die Forschung aufbrachte, um promovieren zu können; zugleich empfand ich diese zweite Hälfte der 1970er Jahre, in denen nicht von ungefähr auch die COURAGE erblühte, vor allem in der Rückschau als eine Hochphase der Neuen Frauenbewegung: Die strotzte vor Selbstbewusstsein, Lebendigkeit und – Empathie, erfand laufend neue Formen und Themen und verschaffte sich viel Respekt von ungewohnten Seiten.
courage frauenzeitung
Copyright © 2024 courage frauenzeitung – Alle Rechte vorbehalten.
Powreed by GoDaddy's Mama